RE: Bücher - 9

Violetta ich bin gespannt. Ich werde das Buch auf meine Wunschliste setzen.

Um ehrlich zu sein, so manche(r) tat sich früher mit Wolf Biermann schwer, vielleicht hat man sich in früheren Jahren im Westen einfach nicht genug mit dem Thema auseinandergesetzt? Ich las seine Biographie "Warte nicht auf bessere Zeiten" und muss sagen, ich war begeistert, das Buch fesselt. Und wer war Manés Sperber, irgendwann einmal gehört, sofort nachgelesen, denn schließlich war es das schonungslose Urteil dieses Schriftstellers und Philosophen, das Wolf Biermann vom Kommunismus Abstand nehmen ließ.

Als Zitat füge ich hier eine Buchkritik an, vielleicht macht sie Lust auf Lesen!

Zitat

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Wolf Biermann dürfte als Lyriker einer der genialsten, politisch hellsichtigsten und – selten leider heutzutage – auch sprachlich witzigsten lebenden deutschen Dichter sein, wobei sein Wortwitz (fast) nie zum Kalauer verkommt; auch wenn er mitunter arg eng an intellektuell schicklichen Grenzen entlang scherzt, dient seine Pointe letztlich der Aufklärung und Kritik. Recht hat er, wenn er salopp und selbstbewusst auf seinen „frechen Cousin“ (im Geiste) Heinrich Heine hinweist.

Gravierende Traumata haben seine Entwicklung seit der Kindheit geprägt. Da ist zunächst die Ermordung des Vaters wegen des von Dagobert Biermann längst nicht mehr praktizierten jüdischen Glaubens der Familie und wegen des Widerstands, mit dem er dem Terrorsystem der Nazis Einhalt zu bieten versuchte. Es zeugt von schier unglaublicher Courage, wenn der von einem Nazi-Gericht faktisch bereits verurteilte Angeklagte den Richter korrigiert, er sei kein Atheist, sondern Jude. Informiert wie er war, dürfte Dagobert Biermann klargewesen sein, dass er sich damit eine erhebliche Strafverschärfung, in seinem Fall das Ende in Auschwitz, einhandelte.

Als kleiner Junge irrt Wolf Biermann durch den Feuersturm der Bombardements auf Hamburg im zweiten Weltkrieg, von seiner Mutter wird er gerettet, beiden ist klar, dass die Bomben der Alliierten zwar Tod, aber auch das Ende der Diktatur und damit ihre Befreiung bedeuten – eine zutiefst groteske Situation paradoxen Charakters. Und drittens muss er nach dem Krieg erkennen, dass der größte Teil seiner Familie wegen ihres jüdischen Glaubens „vernichtet“ worden ist, wie die euphemistische Formel lautet.

Wie Wolf Biermann dann versucht hat, dazu beizutragen, mit der DDR eine bessere deutsche Alternative als Staat aufzubauen und wie er diese Hoffnungen sukzessive begraben musste, ist ebenfalls eine tragische Verlustgeschichte. Makaber aber wahr: In der Bundesrepublik (und in der DDR) gelangten alte Nazis in hohe und höchste Staatsämter, der Kanzleramtsminister Dr. jur. Hans Globke, der jene Nürnberger Gesetze und ihren Kommentar mitformulierte, denen Biermanns Familie zum Opfer fiel, bildet nur ein erschreckend schlimmes Beispiel, während Mitglieder der „Gruppe Ulbricht“ im Rahmen von Stalins Terror mit-„säuberten“, vom Terror der SED-Justiz und in ihren Knästen ganz zu schweigen. Oder vom „Schießbefehl“ an der Grenze.

Die deutsche Geschichte und ihre Niederungen lässt Biermann am eindrucksvollsten dort plastisch werden, wo er scheinbar nebensächliche Anekdoten erzählt. Nur wenig macht die Willkürherrschaft des spätfeudalen Sozialismus „made in GDR“ so deutlich wie die Umstände, unter denen es Wolf Biermann gelang, als „amtlich anerkannter Staatsfeind“ immerhin gleich zweimal trotz Stacheldraht, Todesstreifen samt Maschinengewehren und scharfen Hunden die gut gesicherte Grenze zu überwinden: in Richtung Westen, um seine totkranke „Oma Meume“ in Hamburg zu besuchen vor der Ausbürgerung und danach, um ein letztes Mal seinen Freund Robert Havemann zu sprechen, in der DDR, nur kurz vor dessen Tod. Das doppelte Kunststück gelang, weil er mit Eingaben an höchster Stelle darum gebeten hatte und ihm diese Gunst gnädig gewährt wurde.

Es zeichnet diese Biografie aus, dass Wolf Biermann mit sich selbst und seinen Träumen, mit seinen politischen Utopien und Irrtümern schonungslos und nie beschönigend umgeht. Seine Kritik an den Verhältnissen in Ost und West liest sich umfassend, schließt Karrieristen in Gestalt zu Demokraten gewendeter Nazis und der bekannten SED-Wendehälse mit ein, räumt radikal mit liebgewordenen Illusionen mancher Linker aus der früheren BRD auf und gilt vor allem auch den eigenen Fehleinschätzungen. Man möchte dieses Buch all denjenigen dringend empfehlen, die eine Demokratie mit ihren Unzulänglichkeiten für überholt und verzichtbar halten und vermeintlich starke Führer-Persönlichkeiten schon wieder als einen Gewinn erachten. Fake-News gelten vielerorts in postfaktischer Zeit als verlässlichere Daten und werden geglaubt, blind, wie in allen Epochen – und leider triumphieren dabei weltweit die Populisten, die Sachargumente verachten, weil sie ihre Hirngespinste für zugkräftiger halten. Diese Biografie sollte Schullektüre werden.

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Danke, Frauke
Du hast mich durch Deinen Beitrag neugierig gemacht.

Liebe Frauke

Deine Rezension klingt sehr vielversprechend. Obwohl ich Biermann nicht sonderlich mag,werde ich es mir besorgen. Es handelt es sich um ein Stück Zeitgeschichte

Vielen Dank für den Tipp

Dieses Buch habe ich (noch) nicht gelesen, es fiel mir heute in der Mittagspause bei Hugendubel auf. Allein ein kleiner Blick ins Buch rührte mich sehr:



Arthur war ein Streuner-Hund, der auf abenteuerlichen Wegen "seine Familie" in Ecuador fand:

Zitat

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Im November 2014 starten vier Ausnahmesportler ein Rennen der Extraklasse. 700 Kilometer innerhalb von sechs Tagen durch den Dschungel Ecuadors, zu Fuß, mit dem Fahrrad und im Kajak. Inmitten der Wildnis treffen sie auf einen herrenlosen Hund, der ihnen nach einer gemeinsamen Kötbullar-Mahlzeit nicht mehr von der Seite weicht. Ein Abenteuer nach dem anderen erleben sie gemeinsam, selbst durch knietiefen Schlamm, über Schluchten und durch reißende Ströme folgt Arthur dem Team und besonders dem Kapitän Mikael. Es ist klar: Arthur muss mit nach Hause kommen – koste es, was es wolle.

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Solche Nachrichten braucht die Welt.

Frauke kann es sein, dass dies eine wahre Geschichte ist ? Ich meine, etwas über diese Geschichte im TV gesehen zu haben.

Es ist mit Sicherheit ein Buch fürs Herz.

Bea, wie gesagt, ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber es ist tatsächlich genauso gewesen, ich habe gegoogelt: Arthur Bitte ein Taschentuch bereithalten

Solche Tiergeschichten hauen mich total um.