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BLAGEN - Kinderjahre im Revier
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08.01.2016 13:39 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2016 13:42)
 Andreas hat mir ein zauberhaftes Buch geschenkt. Er hat zufällig die Rezension gelesen und sofort an meine Schilderungen von früher gedacht. Gaby und ich sind zwar auf dem Kemnahof aufgewachsen. Aber genauso sah es um uns herum aus. Ich glaube, Nanni ist auch ein typisches Kohlenpottkind. Zumindest hört es sich so an, wenn sie spricht. Wenn ich Nanni höre, höre ich Heimat und Kindheit. Ich habe meine Geburtsstadt Wattenscheid bereits mit 18 Jahren verlassen. Wir hatten zwei Kurzschuljahre. Es folgte ein Studium im Münsterland und seit 1973 lebe ich im Raum Aachen. Aber ich werde im Herzen immer ein Kohlenpottkind bleiben. Manchmal etwas ruppig im Benehmen, aber immer mit dem Herzen dabei. Nie im Leben möchte ich meine Kindheit tauschen gegen moderne Medien oder die Errungenschaften der Neuzeit.   Wir hatten schon den Luxus eines Badezimmers, aber ich kenne es noch gut. Das gab es bei meiner Tante.  Weiße Wäsche konnte man nicht nach draußen hängen.  Milch holte man vom Bauernhof oder aus dem Milchladen, wo frisch "gezapft" wurde. Wir hatten den Luxus, dass auf dem Hof ein riesiger Kuhstall war und wir die Milch jeden Abend kuhwarm bekamen. Da war nichts pasteurisiert oder sterilisiert.  Nach der Schule wurden schnell die Hausaufgaben gemacht und dann waren wir draußen. Mit ausgedienten Wäscheleinen machten wir Seilspringen, wir spielten fangen und verstecken und hatten unsere Murmeln aus Ton. Ganz glücklich war man, wenn man eine bunte Glasmurmel bekam. Mit der Ferse wurde eine Vertiefung in den Boden gemacht und dann spielten wir stundenlang Knickel. Wir waren abends ausgepowert und müde. Hyperaktive Kinder gab es nicht, ebenso selten gab es dicke Kinder.  Unsere Süßigkeiten bestanden meistens nur aus einer Tasse trockener Haferflocken mit etwas Zucker. Wir wurden von oben bis unten bestrickt. Wenn etwas zu klein wurde, dann wurde wieder aufgeribbelt und neu gestrickt. Unsere Puppen konnten nichts. Sie hatten keine Haare und nur die wenigsten konnten "Mama" sagen.  Die meisten Mütter arbeiteten nicht und man kannte noch ein intaktes Familienleben. Und wir Kinder waren mittenmang!  Nach heutigen Kriterien hatten wir nichts. Zumindest nicht viel Materielles. Und doch hatten wir alles! Bewegung, Freunde, die man anfassen und knuddeln konnte und bei Bedarf auch verkloppen, Fantasie, Zeit für die Kindheit und das Gefühl der Geborgenheit, eingebettet in ein Familienleben. Wir, DIE BLAGEN AUS DEM RUHRGEBIET  Und ich bin glücklich, dass ich dazu gehöre. GITTA |
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Liebe Gitta |
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Gitta  VIOLETTA |
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Beitrag von Gaby VIOLETTA |
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Nichts für Helikopter-Eltern
GITTA
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