Ausflüge und Reisen » St. Lukasbruderschaft in Solothurn

Von Solothurn



habe ich Euch ja schon oft berichtet. Es ist eine kleine Barockstadt, in der die Traditionen und Bräuche sehr gepflegt werden.

Das kulturelle Angebot ist gross. Wir haben ein eigenes Stadttheater, das in der ganzen Schweiz einen sehr guten Ruf hat, es gibt verschiedene Museen eine grosse Zentralbibliothek, die Filmtage, die Literaturtage, das Classic Openair etc. etc.

Meine Eltern hatten ein grosses Goldschmiedegeschäft mitten in der Stadt (das jetzt von meiner Schwester weitergeführt wird).

Mein Vater und mein Schwager waren und sind Mitglieder der St. Lukasbruderschaft. Diese Bruderschaft hat seit 1553 den Zweck der Förderung der schönen Künste.

Zu früheren Zeiten dienten solche Bruderschaften (oder Zünfte) zum Schutz der einheimischen Handwerker, wie Maler, Bildhauer, Goldschmiede, Glasmacher. Eine Mitgliedschaft bedeutete eine gewisse Sicherung des Einkommens durch Erlangung der Zunftprivilegien.

Das hat sich heute natürlich geändert. Die heutige Bruderschaft fördert einzelne Künstler oder es werden Konzerte oder Restaurationen mit finanziert. Obwohl die Bruderschaft ein Männerbund ist, werden natürlich auch Solothurner Künstler-Innen unterstützt !

Es ist eine grosse Ehre wenn man nach einigen Eintrittsgesprächen aufgenommen wird. Auch kann man sich als Mitglied nicht bewerben, man muss vorgeschlagen werden.

Einmal im Jahr findet das Freundschaftsessen statt. Dieses ist streng ritualisiert und wird durch den Bruderschaftsmeister geleitet. Es werden Reden in Versform gehalten und wichtige kulturelle oder soziale Institutionen oder Personen vorgestellt.

Ganz traditionell wird der grosse Tisch mit diesen Krokant-Türmen geschmückt



und da mein Mann als einziger in der ganzen Verwandtschaft Nougat liebt, bekommt er alljährlich diesen nachgebildeten "Mutti-Turm" von Solothurn.
Meistens lebt es (das süsse, klebrige Ding) nicht lange …………………

Die Lucasbruderschaft hat auch ein eigenes Tafelsilber. Dazu gehört der "Wengibecher" ein altes Trinkgefäss, das immer bei diesem Essen zum feierlichen Umtrunk kredenzt wird.



Niklaus Wengi war 1533 der grosse Held, als er sich in Solothurn vor eine Kanone stellte, um einen Religionskrieg zu verhindern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Niklaus_von_Wengi

oder das Lukasglöcklein



Durchs ganze Jahr hindruch gibt es noch weitere Anlässe, wie Besuche in Künstlerateliers, das Seelamt für die verstorbenen Mitbrüder oder der "Bott" - ein Vortragsabend.

Ich finde es schön, wenn solche Traditionen seit Jahrhunderten weitergeführt werden. Es gibt sicher auch in alten deutschen Städten noch solche Zünfte und Bruderschaften. Kennt jemand auch eine solche kulturelle Vereinigung ?



VIOLETTA

Jetzt schicke ich diesen Beitrag zuerst mal meinem Schwager und schaue ob er "den Rotstift" in die Finger nimmt um noch Verbesserungen oder Ergänzungen anzubringen.

VIOLETTA

Bea
Danke für den interessanten Link zur "Schaffermahlzeit".
Da wurde die Tradition umgestossen (oder erneuert) und jetzt werden auch Frauen zugelassen.

Bei der Lukasbruderschaft sind keine solchen Tendenzen in Aussicht - was ich aber auch ganz in Ordnung finde - oder was meint Ihr ?

Bei der Unterstützung der Künstler sind die Persönlichkeiten im Vordergrund und nicht das Geschlecht.

VIOLETTA

Liebe Violetta

Deinen Beitrag habe ich mit sehr großem Interesse gelesen.
Ich bin ein absoluter Anhänger der Bewahrung von Tradition und Brauchtum.
Das sind Stützpfeiler einer Gesellschaft oder eines Volkes und geben ihm eine gewisse Identität und etwas, das mit dem Begriff Heimatverbundenheit in Zusammenhang steht.

Darum sehe ich mit einiger Sorge, wie sehr durch die Vermischung von vollkommen unterschiedlichen
Kulturen immer mehr landestypische Traditionen aufgegeben werden.

Ich sehe es wie Frauke! Solothurn ist eine tolle Stadt!