RE: Ladies Talk Januar - Juni 2020 - 36

Was mich mal interessieren würde...

Man hat irgendwie das beklemmende Gefühl...älter, Virus, paff Sensemann!

Was wollen mir die Zahlen der Toten durch Covid-19 wirklich sagen!?

In Deutschland sind 2018 knapp 25000 Menschen an Grippe gestorben.
In diesem Jahr werden auch viele durch Influenza sterben.
Wer von den jetzigen Toten ist wirklich alleine durch das Coronavirus gestorben und wer wäre wahrscheinlich aufgrund schwerer Erkrankungen oder aufgrund seines hohen Alters ohnehin gestorben? Jedes Jahr sterben ausserdem alleine in Deutschland viele, viele Tausend Menschen durch Krankenhauskeime.
Mich macht das alles ziemlich wuschig.

Andreas hat gerade über eine Stunde mit einem guten Freund telefoniert.
Zahnarzt in Aachen, der mit 71 Jahren immer noch praktiziert, weil er immer noch keinen Nachfolger für seine Praxis hat. Eventuell jetzt endlich im Herbst.
Andreas und er gehören seit vielen Jahren einem Altherren Eisenbahnerclub an.

Besagter Rolf-Peter ist am Montag letzter Woche in seiner Praxis zusammengebrochen, mit wahnsinnigen Schmerzen im Magenbereich und starkem Erbrechen. Davor hatte er eine Erkältung.
Er hat dann den Notarzt angerufen. Der hat nur den Puls gefühlt und ein EKG gemacht.
Mehr konnte er nicht tun.
Rolf-Peter musste am nächsten Tag zu einem Center fahren, um zunächst einen Coronatest machen zu lassen.
Das war letzten Dienstag. Auf das Ergebnis wartet er immer noch und eine weitere Behandlung ist im Moment nicht möglich.
Très bizarre!

Das spricht mir aus der Seele!!!

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Das wollen wir nicht sehen!

Lasst uns in Ruhe mit euren Arbeitszimmern und Hobbykellern. Gegen das aktuelle Quarantäne-TV wirken die Reality-Formate früherer Tage wie Hollywoodproduktionen.

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Manche Fernsehbilder der vergangenen Tage erschienen so nah, dass man sie fast riechen konnte. Die unaufgeräumten Keller, die geschmacklos dekorierten Wohnzimmer, aus denen jetzt notgedrungen viele Moderatoren und Moderatorinnen senden. Man wollte fast die Luft anhalten, als Bettina Tietjen ihren Kollegen Jörg Pilawa in Talk am Dienstag (jetzt mit dem Zusatz "Die Videokonferenz") fragte, ob er wieder untenrum nichts anhabe. Da trugen auch die vielen Baumscheiben, die irgendjemand rätselhafterweise an die schwarze Wand hinter ihm geklebt hatte, nicht mehr zur Beruhigung bei.

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Die Talkgäste sitzen ebenfalls nicht mehr in Samtsesseln und vor gefüllten Gläsern, sondern werden auch aus ihren eigenen vier Wänden zugeschaltet. Eckart von Hirschhausen hat aus irgendeinem Grund ein Vogelhäuschen mit goldenem Geweih und roter Clownsnase ins Bild gerückt, Ranga Yogeshwar gleich zwei Sanduhren auf den Schreibtisch gestellt. Irgendwo bellt ein Hund, ein Handy klingelt. Die Backen sind rot, die Augen glasig. Die Kopfhörer wackeln aus den Ohren, man meint schon die Schuppen von den Köpfen rieseln zu sehen. Und weil eh schon alles egal ist, duzt man sich irgendwann.

Das Fernsehen zeigt dieser Tage, was wir bisher nur geahnt hatten: wie unglamourös Deutschland wirklich ist. Ungeplant wie ungekämmt wird das Private plump zum Inhalt stilisiert. Die Plauder-Podcastisierung des Fernsehens funktioniert nicht, denn sie wirkt faul. Gerade jetzt, wo viele selbst dazu
verdammt sind, den ganzen Tag zu Hause rumzugammeln, möchte man eines auf keinen Fall: auch noch anderen Leute beim Rumgammeln zuzusehen. Man ist doch nicht umsonst von Instagram mit seinen unendlichen Stories von Promis in Wollsocken oder Sportsachen geflohen!

Anders als Instagram hat das Fernsehen nie vorgegeben, echt zu sein. Fernsehen soll bitte Inszenierung bleiben und anders aussehen als das Leben. Maske, Beleuchtung, Ausstattung, Redaktion und natürlich Regie – all diese Berufe haben durchaus eine berechtigte Aufgabe, auch wenn sie am besten nicht auffallen sollen.

Nun lümmeln Menschen haltungslos vor Laptop-Kameras herum und gestehen, dass sie auch keine Ahnung hätten, was nun zu tun sei "in diesen besonderen Zeiten". Also werden Gemeinplätze ausgetauscht, wie beim Smalltalk am Nachbarszaun. Dass in so einer Krise ja auch immer eine Chance liege und dass man sich jetzt, wo man so distanziert sein müsse, auch nahekomme. Alle sehen so furchtbar menschlich aus, wie der Partner nach 20 Jahren Ehe. All das ist so grauenhaft distanzlos, man sollte lieber am Stück alle Folgen Forsthaus Falkenau noch mal senden.

Die würden wahrscheinlich auch ein größeres Publikum finden. Denn so richtig erfolgreich ist das Haus-TV nicht: RTL hatte den Moderatoren Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Oliver Pocher mit der Quarantäne-WG vergangene Woche spontan täglich ab 20.15 Uhr eine Stunde Primetime geschenkt, die sie von zu Hause aus füllen sollten. Nach drei Folgen wurde das Experiment beendet, denn die Zuschauer zog die allgemeine Ratlosigkeit der drei mit den Augenringen nur noch mehr runter. Auch die Vox-Sendung Live aus der Forsterstraße, in der Mark Forster alleine aus einem Tonstudio sendete und mit Sido über dessen Handykamera über Röstaromen spricht, fand kaum Zuschauer.

Auch Dieter Nuhr sendete vergangene Woche aus seinem Zimmer. Schlimmer als Nuhr ist nur Nuhr in Nuhrs Zimmer. Dachte man, bevor Jan Josef Liefers mit seiner NDR-Unplugged-Sendung LieferService kam. Ohne erkennbares Konzept sendet der Schauspieler aus seinem – hihi, wie authentisch! – unaufgeräumten Keller. Seine Frau Anna Loos schiebt sich ab und an latzhosentragend ins Bild, als wolle sie den Schwiegereltern winken, und beleuchtet ihn mit irgendeiner alten Lampe. Auf Liefers' blauem Polo-Shirt scheinen Katzenhaare zu schimmern, Anna Loos singt dann noch ein Lied. Dann kommt Axel Prahl per Liveschalte dazu und schaut so zweifelnd in die Kamera, als würde er eigentlich gerade lieber eine Runde Solitär spielen. Dabei möchten wir gar niemanden stören, wir wollen überhaupt nicht zu diesen Menschen nach Hause!

Nach zehn Minuten Hobbykeller-Fernsehen möchte man jeder Trash-TV-Sendung der vergangenen 20 Jahre einen Grimme-Preis verleihen. Denn das, was wir da gerade sehen, ist etwas ganz anderes als Reality-TV, wo die Protagonisten ihre Vorstellung von Privatheit immer auch inszeniert hatten. Nun werden wir nie wieder an Eckard von Hirschhausen denken können, ohne seinen Out -of-Bed-Look im Kopf zu haben.

Diese Zumutung sollte bitte mit umso mehr Hochglanz aufgefangen werden. Wenn das alles vorbei ist, müssen die Kulissen noch besser, größer, künstlicher sein. Mehr Licht, mehr Schminke, mehr abgelesene Moderationen. Barbara Schönebergers Haare müssen noch mehr auftoupiert werden, Matthias Schweighöfer braucht ein eigens konzipiertes Beleuchtungsarrangement, Thomas Gottschalk einen neuen Schneider und Jan Josef Liefers muss leider den Keller aufräumen. Aber ohne Kamera.

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Quelle: https://www.zeit.de/kultur/film/2020-03/...ene-tv-programm

Das müsst Ihr euch anhören!

GUTE NACHRICHTEN!!!! im Zusammenhang mit Covid-19